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La Gacilly 2021

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Die Reise beginnt

Das Fotofestival La Gacilly Baden-Photo ist so viel mehr als eine gewöhnliche Fotoausstellung. 
Die Fotoserien internationaler Spitzenfotografen erzählen Geschichten von Menschen und Kulturen, aber auch tiefen Problemen, die beeindrucken, mitunter aber auch zutiefst erschüttern. 
Die folgende Multimediastory lädt Sie ein, Austria Guide Christine Triebnig-Löffler auf einem Streifzug durch die Stadt Baden zu begleiten und die Open Air Galerie in Kurzvideos, informativen Texten und atmosphärischer Klangkulisse zu erleben.

"Blättern" Sie sich durch unser digitales Buch - ca. eine Stunde Film-Erlebnis wartet auf Sie!

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Schon viele Wochen vor Ausstellungsbeginn arbeiten die Teams der Stadt Baden auf Hochtouren, um die Bilder harmonisch in das einzigartige Stadtbild und die malerischen Parkanlagen einzufügen.


Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen!

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Begleiten Sie Austria Guide Dr. Chistine Triebnig-Löffler auf ihrem Rundgang durch die wichtigsten Foto-Serien von "La Gacilly Baden-Photo 2021", die Lateinamerika von vielen verschiedenen Seiten zeigen, die nur wenigen Menschen bekannt sind.




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Seine Farben erinnern an Martin Parr, sein Humor an Peter Dench, und seine Bildsprache lässt bisweilen an Andy Warhol denken. Marcos López fand zu seinem Beruf, nachdem er bei der Fußball­Weltmeisterschaft 1978 die Fotografen begleitet hatte, die von dem Ereignis berichteten. In den Bildern der Serie Pop Latino, die zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört, kollidieren Popkultur, amerikanische Kultur und alle Arten von Klischees über Lateinamerika.

In dieser Serie, die kaum noch etwas mit seinen ersten Arbeiten zu tun hat (die in Schwarz­/Weiß gehalten waren und 1993 in einem Buch erschienen), präsentiert López eine originelle und surreale Auffassung unserer Lebenswelt, eine heitere und beißende Kritik unserer Konsumgesellschaft und der Moderne. „Ich dokumentiere die Wirklichkeit, indem ich sie inszeniere“, erklärt er. „So wie es Glauber Rocha im Sertão im Nordosten Brasiliens gemacht hat. Ich nehme die feuchte Pampa in Beschlag und verwandle sie in eine Bühne. Ein Theater. Von den Schauspielern verlange ich, dass sie meine persönlichen Ängste darstellen. Ein Argentinien aus Pappmaché.“

Doch López’ Werk verweist auch auf eine ganze Weltgegend: auf Lateinamerika. Auf seine Gründungsmythen, aber auch und vor allem auf seine Bruchstellen. Die Bilder wirken wie Zerrspiegel, in denen Maßlosigkeit und entlarvender Kitsch ineinanderfließen. „Ich gehe von einem Gefühlszustand aus und gebe etwas Lokalkolorit hinzu, wie ein gesellschaftlicher und politischer Chronist meiner eigenen Arbeit“, erklärt López. Das Ergebnis sind Szenen in leuchtenden Farben, die – durchaus ironisch – ein Latein amerika zeigen, das am Tropf des American Way of Life hängt. Mit seiner besonderen fotografischen Handschrift konnte López das Publikum überzeugen, aber auch große Firmen wie etwa Pernod­Ricard, für deren Jahresbericht 2009 er eine Reihe von Porträts anfertigte. „Ich übertreibe gern“, wird López nicht müde zu betonen, der zugleich provoziert und beobachtet, gezielt Heiliges und Profanes vermischt und inmitten der ausgesprochen frommen Gesellschaft Südamerikas die großen religiösen Bilder neu interpretiert.

Doch unter dem glänzenden Lack der Limonadenflaschen, der muskelbepackten Bodybuilder und der kessen Mode­püppchen leuchtet noch eine andere Wahrheit auf: die der kulturellen Verarmung durch die alles beherrschende Dampfwalze der Konsumgesellschaft, die auf ihrem Weg blindwütig alles Menschliche gleichmacht. López’ Werk ist leicht zugänglich, entfaltet jedoch eine Komplexität, die mehrere Lesarten, sei es soziologischer oder philosophischer Natur, erlaubt.


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Am 15. Mai 1978 bin ich aufgebrochen, die beiden Amerikas mit dem Auto zu umrunden. Das Rückgrat dieser Reise heißt Panamericana. Ein Straßensystem, das von Alaskas Prudhoe Bay bis nach Ushuaia in Feuerland führt.

Entlang dieser zwei Jahre langen Reise erreichte ich am 12. Dezember 1978 das erste Mal lateinamerikanischen Boden. Ich blieb 15 Monate. Und wurde heimisch. Dabei bin ich zum Fotografen gereift und ohne es zuerst zu bemerken, habe ich dort zwischenmenschlich, moralisch und intellektuell fast alles gelernt, was mich befähigt, seit 1985 als Fotojournalist für GEO und viele andere internationale Magazine zu arbeiten. Eine Schule des Lebens ohnegleichen, die mich mit Dankbarkeit und Demut erfüllt.

Bei GEO war ich einige Jahre der „Mann für Lateinamerika“. Ich habe in allen Ländern Lateinamerikas nicht nur gearbeitet, sondern auch so viel Zeit verbracht, dass ich mich dort wirklich zuhause fühle. Und das ist auch der Grund, warum ich Ihnen eine Reportage­ Trilogie zeige, die sich mit der Entdeckung Amerikas auseinandersetzt, aber noch mehr mit der gelebten Magie und Poesie jener Menschen, die mir entlang der Panamericana begegnet sind.

“Teil I: Papst Johannes Paul II war im Oktober 1992 in die Dominikanische Republik gekommen, um dort die Chris­tianisierung Lateinamerikas vor 500 Jah­ren zu feiern, die 4. Lateinamerikanische Bischofskonferenz zu leiten, Ezequiel Moreno, den kämpferischen Prediger in den Wäldern Kolumbiens, heilig zu spre­chen – und die sterblichen Überreste des Entdeckers Amerikas Christoph Kolumbus von der Kathedrale Santo Domingos in den Faro a Colón umzubetten. Für Johannes Paul II war es die 56. Auslandsreise. Doch sie verlief, wie einst jene des Kolumbus, anders als geplant. Die Ausstellung ist das Protokoll einer so historischen wie außer­gewöhnlichen Papstreise, die von mehr als 1.500 JournalistInnen begleitet wurde.


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Sergio Enrique Espinoza Estrella, ein ecuadorianischer Bauer, der als Leib­eigener geboren wurde, erfüllte sich im Herbst seines Lebens seinen Kindheits­traum. Don Sergio erfand 1986 etwas, das es längst gab – das Auto, während alle Welt dessen 100. Geburtstag feierte.


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Julius Caesar ist Curandero und lebt im Andendorf Iluman. Er ist Medizinmann, Magier, Visionär und Psychologe, vertraut mit der Heilkraft von Pflanzen, Tieren und Elementen. Krankheit ist für ihn die Disharmonie zwischen Mensch, Umwelt und Kosmos. Von der Schulmedizin wird die Heilkunst der Schamanen vielfach als Hokuspokus betrachtet. Doch inzwischen wird sie von der WHO ernst genommen.
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 Auch auf unserem Weg durch die Gartenroute erleben wir internationale Spitzenfotografien, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen - ein Erlebnis für alle Sinne!


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Die Wanderungen von Tieren sind ein beeindruckendes, ja magisches Schau­spiel. Manche Arten legen unermessliche Distanzen zurück, um ein reichhaltigeres Nahrungsangebot oder ein milderes Klima zu finden. Die Fotos von Pascal Maitre erzählen von einer wagemuti­gen Reise über 4500 Kilometer, die die Wissenschaft noch immer beschäftigt.

Zu Beginn des Winters verlassen die Monarchfalter ihre nordamerikanische Heimat und begeben sich auf eine zwei­monatige Wanderung. Jeden Tag legen sie 75 Kilometer zurück, bis sie ihr Ziel erreicht haben: die Bergwälder aus Heiligen Tannen in Zentralmexiko. Da diese Schmetterlinge jedoch nur selten älter als fünf Wochen werden, sind die Tiere, die später wieder zurück nach Norden wandern, entfernte Nach­fahren jener, die es zuvor nach Süden gezogen hat. Jedes Jahr zu Ende des Sommers bringt die Art auch eine besondere Generation hervor, die sogenannte Methusalem­-Generation, deren Vertreter bis zu acht Monate alt werden und somit an zwei Wande­rungen teilnehmen. Beim Menschen hieße das, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt Kinder zur Welt kämen, die mehrere hundert Jahre alt würden.

Pascal Maitre ist nach Mexiko in das Winterquartier der Monarchfalter gereist, die aufgrund der dortigen fortschrei­tenden Entwaldung vom Aussterben bedroht sind. Maitre, der regelmäßig für die bedeutendsten internationalen Magazine arbeitet, gilt oft als Spezia­list für Afrika, den Kontinent, den er in den letzten vierzig Jahren wiederholt bereist und in seiner ganzen Vielfalt dokumentiert hat. Vor allem ist er jedoch ein Reporter, der Geschichten erzählt, aus der ganzen Welt, von Südamerika bis Afghanistan. Jedes einzelne seiner Bilder, die in unzähligen Farben lodern, ist eine Momentaufnahme unserer sich unaufhörlich wandelnden Welt.

In dieser Ausstellung zeigt er mit seinem ganzen bildnerischen Können den faszi­nierenden Tanz dieser majestätischen Insekten, aber auch die Arbeit des WWF Mexiko, der von der Fondation Yves Rocher in seinen Bemühungen um Wiederaufforstung unterstützt wird.2014 wurde die Zahl der Monarchfalter, die sich auf die Wanderung in ihr Winter­quartier machten, auf 35 Millionen ge­schätzt – Anfang der 1990er­Jahre waren es noch eine Milliarde. 2020 sind weltweit zwar über 400 Arten ausgestorben, die Kolonien von Monarchfaltern in den Wäldern oberhalb von Zitacuaro wuchsen jedoch erstmals seit zehn Jahren, und das um 144 Prozent. So sorgt die Wiederauf ­forstung für Hoffnung.


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Bei den Maya galten Bienen als Geschenk des Gottes Ah Mucen Cab und als Verbin­dung zur Welt der Geister. Da verwundert es nicht, dass die Völker auf der Halbinsel Yucatán im Südosten Mexikos schon seit mehreren tausend Jahren Bienenzucht betreiben. Bis zur Einführung des Zucker­rohrs im 16. Jahrhundert diente der Honig der Bienengattung Melipona als natür­licher Süßstoff. In der Antike verwendeten ihn die Maya unter anderem bei religiösen Zeremonien. Auch gehörte es einst zu den Aufgaben der Priester, zweimal im Jahr die Honigernte zu feiern. Im berühmten Codex Madrid, einem der vier erhaltenen Maya­Codices, ist der Imkerei sowie dem Gott Ah Mucen Cab ein langer Abschnitt gewidmet. Der Honig wird noch heute wegen seines Geschmacks geschätzt, seine Gewinnung ist jedoch außerordent­lich mühselig. Ein Bienenstock erbringt jährlich nur etwa ein bis zwei Liter Honig, ein europäischer Stock dagegen rund siebzig Liter.

Jahrhundertelang war die Halbinsel Yucatán dank dieser Bienen der größte Honig produzent der Welt. Ab 2011 stellte die mexikanische Regierung jedoch den Landwirten Subventionen bereit, um mithilfe genmanipulierter Pflanzen die Produktion von Soja zu steigern. Diese Möglichkeit wurde größtenteils von mennonitischen Bauern in Anspruchgenommen, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügten, um große Anbauflächen sowie den notwendigen Maschinenpark zu kaufen. Die Mennoniten waren in den 1970er­ Jahren nach Yucatán gekommen. Ihre Zahl wird heute auf 60 000 Personen geschätzt. Ihnen gegenüber stehen etwa 15 000 indigene Maya.

Dieses Nebeneinander hat zur Folge, dass die Stöcke der Melipona­Bienen seit einigen Jahren verschwinden oder von den Pestiziden, die die Bauern im Übermaß einsetzen, vergiftet werden. Und der Honig, der noch produziert wird, weist Spuren dieser Pestizide auf, weshalb er auf dem Weltmarkt nicht mehr als „biologisch“ verkauft werden darf.

Für dieses Langzeitprojekt erhielt die amerikanische Fotografin Nadia Shira Cohen 2016 eine Auszeichnung beim World Press Photo Award sowie 2019 den Prix Photo der Fondation Yves Rocher. Sie erzählt in dieser Arbeit davon, wie die Gier nach Profit und die Ausbeutung der Böden zu irreversiblen Schäden in Flora, Fauna und dem gesamten Ökosystem einer Region führen.


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Verblüffende Bilder sind es, die uns der brasilianische Fotograf Cássio Vasconcellos präsentiert. Zum Glück zeigen die meisten von ihnen nicht die Wirklichkeit. Wie etwa die verwirrende Aufnahme eines imaginären Rollfelds mit einem surrealen Gewirr aus 250 Flugzeugen, das mögli­cherweise auf eine alptraumhafte Zukunft verweist. Heute denken wir dabei an Bilder von Flughäfen, vor denen sich Flugzeuge aneinanderreihen, die zum Stillstand verurteilt sind, weil der Reiseverkehr wegen der Corona­Pandemie weltweit zum Erliegen gekommen ist. Vasconcellos versucht in seinen Arbeiten, die schwindel­erregenden Zahlen der modernen Welt zu veranschaulichen. Ein anderes Foto aus der Serie Kollektive zeigt 50 000 Autos, aufgestellt in Reih und Glied. Ein Anblick, der sprachlos macht – und dabei entspricht diese Menge gerade einmal einem Prozent der fünf Millionen Fahrzeuge, die auf den Straßen von São Paolo, Vasconcellos Geburtsstadt, unterwegs sind.

Seinen apokalyptischen Visionen einer von Maschinen beherrschten Welt stellt Vasconcellos eine Serie monochromer Aufnahmen des brasilianischen Urwalds gegenüber, die von den Radierungen inspiriert sind, die der Comte de Clarac, ein französischer Archäologe und Gelehrter, in den 1820er­Jahren geschaffen hat. In dieser Serie, Eine pittoreske Reise durch Brasilien, präsentiert sich der Fotograf in zwei Rollen: als Umweltaktivist, der mit wissenschaftlicher Präzision die tropischen Ökosysteme in ihrer ganzen Verletzlichkeit und Vielfalt präsentiert, sowie als Künstler, der uns die Schönheit und die sanften Farben des Waldes vor Augen führt. In Zeiten, in denen die Wälder unseres Planeten immer wieder in Flammen aufgehen, ruft uns diese Arbeit in Erinnerung, welche Bedeutung das Amazonasbecken für das Überleben der Menschheit hat, und wie wichtig es ist, allen Menschen die majestätische Schönheit und die Zerbrechlichkeit der Urwälder bewusst zu machen. In diesen an Lithografien erinnernden Bildern mit ihrem Detailreichtum und ihren Hell­-Dunkel-­Kontrasten scheinen die Magie und das unergründliche Geheimnis dieser tropischen Weltgegend auf.

Cássio Vasconcellos, der in seinem Heimatland mehrfach ausgezeichnet wurde, ist ein Fotograf mit zahlreichen Handschriften. Wir zeigen hier eine Auswahl aus seinem vielfältigen Schaffen, mit zwei Serien, die auf den ersten Blick in Kontrast zueinander stehen, im Grunde jedoch aufeinander antworten. Bilder, die uns unmittelbar in den Naturraum einer anderen Zeit transportieren, als wollten sie belegen, dass diesem Raum die Auslöschung droht. Bilder, die unsere moderne Welt in Frage stellen – eine industrialisierte, entmenschlichte und zunehmend außer Kontrolle geratene Welt.


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Pablo Corral Vega ist ein Meister der Farbfotografie, und obwohl seine Bilder mittlerweile regelmäßig in dem renom­mierten amerikanischen Magazin National Geographic veröffentlicht werden, hat er nie vergessen, was er sich vorgenommen hat, als er sich für diesen Beruf entschied: „Ich wollte immer ein Zeuge der Welt sein, ihrer Vielfalt, ihrer Schönheiten. Es entspricht meiner Natur, von der Kultur zu erzählen, vom täglichen Leben, vom menschlichen Dasein in seiner schlichtes­ten und vornehmsten Form.“ Schon als kleiner Junge hatte er immer seine Kamera dabei. Als erwachsener Mann hat er sich nun aufgemacht, die Anden zu erkunden, das zerklüftete Rückgrat des südamerika­nischen Kontinents, diese Bergkette, die sich über 8 500 Kilometer von Patagonien bis zur Karibik erstreckt und Länder und Kulturen verbindet.

Die Anden sind eine Welt für sich, majes­tätisch und faszinierend, und neben dem Zauber dieser Region prägen vor allem ihre Menschen die Bilder dieser Ausstel­lung: ein junger Tänzer im buntscheckigen Festgewand, der schüchtern lächelt, ein alter Ureinwohner mit lebensklugem Gesicht, dessen Falten von der Mühsal seines Dasein erzählen, ein erschöpfter Bergmann nach einem langen Arbeitstag in den legendären Silberminen von Potosí.

Vegas Bilder werden in idealer Weise durch lyrische Texte des Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa ergänzt, der jedes Bild zum Anlass für eine poetische Meditation nimmt. Diese Miniaturen sind manchmal persönliche Erinnerungen, manchmal frei erfunden, doch stets durchdrungen vom Geist der Anden, vom Leben der Frauen und Männer, die diese wilden Bergregionenbewohnen. „Diese Fotografien zeigen uns Menschen, auf denen die Last jahrhunderte­langer Unterdrückung liegt, die zuerst ausge beutet und dann vergessen wurden, die dazu verdammt sind, unter menschen­unwürdigen Umständen zu leben, immer in Beisein des Todes. Gleichwohl kann ihnen nichts ihre Lebensfreude nehmen“, so Vargas Llosa.

Vegas Arbeit vermittelt dem Betrachter einen bleibenden Eindruck von den gezeigten Orten. Doch die Bilder präsentieren weitaus mehr als nur überwältigende Ansichten, die die erhabene und ergreifende Schönheit ihrer Motive feiern. Sie zeigen auf authentische Weise das Leben in seiner ganzen Fülle. Die Wirklichkeit lässt sich auf subtile Weise verschleiern, wenn es gelingt, ihre Makel durch Schönheit zu verdecken. In diesen Bildern vermischen sich das Schöne und das Hässliche, und eines von beiden zu unterdrücken, hieße, das Leben in den Anden zu verzerren oder seines Wirklichkeitsgehalts zu berauben. Hierin liegt die ganze Kraft dieser Bilder: Aus ihnen spricht immer die Hoffnung, sie bejahen das Glück, sie zeugen vom Willen zum Widerstand, selbst unter den widrigsten Umständen, selbst bei den ärmsten und am meisten geschundenen unter den Menschen.


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"Als ich die Mine von Serra Pelada zum ersten Mal sah, war ich sprachlos. Vor mir öffnete sich eine gewaltige Grube, fast zweihundert Meter im Durchmesser und ebenso tief, in der zehntausende fast nackter Menschen herumwuselten, von denen die eine Hälfte auf wackligen Holzleitern schwere Säcke mit Erde nach oben schleppte und die andere Hälfte auf den schlammigen Hängen wieder in den Abgrund eilte. Sie alle suchten nach Gold.“ Es ist eine Szene wie aus Dantes Inferno, die der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado im September 1986 entdeckt. Nachdem ihm der Machtapparat des Staates lange Zeit den Zutritt verwehrt hatte, hatte er endlich eine Genehmigung bekommen, diese Hölle unter freiem Himmel zu betreten. Er war aus politischen Gründen nach Frankreich emigriert und hatte erst nach dem Ende der Militärdiktatur wieder in seine Heimat reisen können.

„Ich hatte alles vorbereitet, um so lange unter den Bergbauarbeitern zu leben wie nötig. Letztlich verbrachte ich dort fünfunddreißig Tage. Geschlafen habe ich in einer Hängematte unter einer Plane, Lebensmittel und Wasser hatte ich aus der Stadt mitgebracht.“ Während dieses Aufenthalts fotografiert Salgado ohne Unterlass, wie immer in Schwarz­-Weiß. Die Bedingungen sind katastrophal, und dennoch gelingen Salgado Bilder von schauriger Schönheit: Kolonnen menschlicher Ameisen, die auf der Suche nach einer Goldader die Erde umgraben, Klumpen von Körpern und Erdreich, oder die irren Blicke elender Gestalten, die mit bloßen Füßen in Bächen von Unrat und Quecksilber stecken.

Salgado wurde mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet, seine Arbeiten werden in den bedeutendsten Museen der Welt gezeigt und seit 2016 ist er Mitglied der Akademie der Schönen Künste des Institut de France. Heute steht er jedoch vor allem wegen dieser einzigartigen Serie im Rampenlicht, die den schlichten Titel Gold trägt (und die 2019 im Taschen­-Verlag in Buchform erschienen ist): eindringliche und hypnotische Bilder mit fast religiöser Aura, die die Arbeit in der mittlerweile geschlossenen Goldmine zeigen.Warum hat Salgado diese Arbeit wieder hervorgeholt? „Ich arbeitete damals an Die Hand des Menschen, einem großen Zyklus über das Ende der industriellen Revolution. Von der Mine hatte ich damals nur rund vierzig Fotos für diese Arbeit ausgewählt. Erst 2016 habe ich diese Arbeit noch einmal durchgesehen.

“Sebastião Salgado hat zahlreiche Verände­rungen unserer Gesellschaft festgehalten, das Leiden des Planeten Erde und die Zer­störungen, die der Mensch seiner Umwelt zufügt. „Ich bin in die tiefsten Tiefen der Dunkelheit vorgedrungen. Seitdem träume ich von einer lichteren Welt.“ Vor Kurzem hat er im Amazonasgebiet die indigenen Völker in ihrem Garten Eden fotografiert. Als wolle er das Versprechen auf eine bessere Welt abgeben, in der der Mensch wieder zum Einklang mit der von ihm so geschundenen Erde findet.


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"Ein Künstler, ein Kunsthandwerker, ein Feuerwerker. Ein Mann mit vielen Gesichtern: Polemiker, Dichter, Maler, Illustrator, Fotograf, dann wieder Mechaniker, Topo graf, Ingenieur, vor allem jedoch Schöpfer charakteristischer Porträts junger Mädchen und herbstlicher Landschaften ...“ Mit diesen Worten wird Emmanuel Honorato Vázquez in einem Buch über die ecuadorianische Poesie beschrieben. Dieser Text ist eines der wenigen Dokumente mit biografischen Angaben über einen Mann, der nicht nur eine außergewöhnliche Persönlichkeit, sondern auch außerordentliches Talent besaß.

Vázquez gilt als einer der wichtigsten Fotografen der ecuadorianischen Geschichte; wiederentdeckt wurde sein Werk jedoch erst in den 2010er­-Jahren. Nach seinem frühen Tod 1924 im Alter von 31Jahren geriet er in Vergessenheit, und erst durch ein 2018 erschienenes Buch, das seine fotografischen Arbeiten versammelte, erfuhr er wieder die gebührende Beachtung. Emmanuel Honorato Vázquez war ein Rebell, ein Bilderstürmer und ein Anti kleriker, er stammte aus einer wohlhabenden Familie und pflegte einen bohèmehaften Lebensstil, war Epikureer, Schriftsteller und ein kompromisslos moderner Fotograf. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat er die Geschichte Ecuadors geprägt. Nur dank der hartnäckigen Bemühungen des Archivars Patricio Tipan Lucero und der Mitwirkung der Stadtverwaltung von Quito konnte die Welt das Werk eines der produktivsten Fotografen Lateinamerikas neu entdecken.

Schon in seiner frühen Jugend hielt Vázquez mit dem Fotoapparat Szenen aus dem Familienleben fest, etwa Ausflüge oder Ferienaufenthalte auf dem Land. Außerdem fertigte er zahlreiche Aufnahmen an, die wie Gemälde anmuten und in denen er ein Panorama des zeitgenössischen Lebens entwirft. Auch hielt er das Alltagsleben der ecuadorianischen Gesellschaft fest: das Großbürgertum, die Landbevölkerung und die indigenen Bewohner, religiöse Prozessionen, Militärparaden oder Szenen der Erntezeit.

„Das Bestechendste an Honoratos Arbeit ist die Tiefgründigkeit seiner Porträts, der Blick, mit dem er das Leben der Porträtierten durchdringt“, so Fotograf und LATAM­Gründer Pablo Corral Vega. In dieser Ausstellung wird Vázquez Werk nun zum ersten Mal in Europa gezeigt. Zu entdecken ist die schöpferische Kraft eines Ausnahmekünstlers, der in einer Epoche wirkte, in der Lateinamerika langsam in die Wirbel der Moderne geriet. Er zeigt uns eine komplexe, klar gegliederte und zutiefst ungleiche Gesellschaft, die über einen reichhaltigen Schatz an Traditionen, Bräuchen und Ritualen verfügt, von denen manche jedoch die Zeit nicht überdauert haben.


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Ozeanforscher betonen immer wieder, dass wir über den Planeten Mars – der zwischen 60 und 400 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist – viel mehr wissen als über die Ozeane unseres Planeten, der zu 72 Prozent von Wasser bedeckt ist. Unter den Wellen unserer Meere befinden sich 95 Prozent des Lebensraumes der Erde. In Wahrheit stellen diese großen Tiefen die letzten unergründeten Regionen dar, die letzten weißen Flecken auf der Karte, die letzten Refugien einer noch unbekannten Arten­vielfalt. Denn einerseits verlieren wir durch die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf das Klima jedes Jahr Hunderte von Arten, andererseits entdecken wir laufend neue. Wissenschaft­lichen Hochrechnungen zufolge werden jedes Jahr etwa 18 000 Arten entdeckt, und 86 Prozent der an Landlebenden Arten (sowie 91 Prozent der unter Wasser leben­den) sind noch nicht beschrieben.

Diese geheimnisvolle Unterwasserwelt ist die große Leidenschaft des franzö­sischen Fotografen Greg Lecoeur. Aus Nizza gebürtig, ist er am Mittelmeer auf­gewachsen und wollte schon seit seiner Jugend die Schönheiten der Meereswelt erkunden und sich für den Erhalt dieses ausgedehnten und sensiblen Ökosystems einsetzen. Nachdem er ein Wirtschaftsstu­dium absolviert hatte, wagte er schließ­lich den Sprung: Er war schon immer ein leidenschaftlicher Taucher gewesen, und eines Tages hörte er in seinem Inneren diese, wie er sagt, „leise Stimme, die uns erkennen lässt, dass wir im Leben eigent­lich etwas ganz anderes tun wollen“. Für ihn hieß das: professioneller Fotograf zu werden. Fotografen, die sich auf Unter­wasserauf nahmen spezialisiert haben, sind eine Klasse für sich. Sie müssen nicht nur ans Ende der Welt reisen, sondern auch logistisch gut vorbereitet sein und oft besonderen Einfallsreichtum an den Tag legen, um sich in einer Umgebung, für die der Mensch nun einmal nicht geschaffen ist, bewegen zu können und dort auch noch zu fotografieren. Lecoeur hat diese Aufgabe mit Bravour gemeistert: 2016 wurde er vom National Geographic zum Naturfotografen des Jahres gewählt, und 2020 belegte er beim Wettbewerb Underwater Photography of the Year den ersten Platz.

Heute gehört Greg Lecoeur neben David Doubilet, Brian Skerry und Paul Nicklen zu den ausgewiesenen Spezialisten der Unterwasserfotografie. Diese Ausstellung präsentiert die beeindruckendsten Bilder seiner Karriere – ein stummer Reigen, in dem wir etwa auf Südliche Glattwale treffen, Seeleoparden oder fremdartige Geschöpfe, die die noch unerforschte Welt der ozeanischen Tiefen bevölkern. Lecoeur geht auf Tuchfühlung mit den Tieren, und das in Fotografien, die das Genre revolutioniert haben.


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Das Volk der Juruna lebt am Rio Xingu, einem Seitenarm des Amazonas. Die Hölle hat für diese Menschen einen Namen: Belo Monte, ein gigantisches Wasserkraftwerk, dessen Staudamm mit seiner Höhe von über hundert Metern die Landschaft beherrscht. Ein Ungetüm aus Beton und Stahl, das errichtet wurde, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die gewaltigen Turbinen dieses rund 400 Meter breiten Kolosses produzieren 11 000 Megawatt Strom. Dieses Monster – das viertgrößte Wasserkraftwerk der Welt – hat seine nähere und weitere Umgebung völlig zerstört. Fast 50 000 Hektar Urwald wurden überflutet und das gesamte Ökosystem vernichtet, in dem indigene Stämme wie die Juruna ihren Platz hatten. Schätzungen zufolge mussten dem Kraftwerk 40 000 Menschen weichen. Viele Familien wurden nach Altamira umgesiedelt, der wichtigsten Stadt des Bundesstaates, die seit 2010, als das Projekt seinen Anfang nahm, rapide und unkontrolliert wächst.

Die Region war auch Schauplatz eines weiteren, ganz anders gelagerten Dramas, das sich im Sommer 2019 abspielte. Die Bilder der riesigen Brände, die im Urwald loderten, beherrschten wochenlang die Medien und erschütterten die Welt. Auch die aus Brasilien gebürtige und in Frankreich lebende Fotojournalistin Carolina Arantes ließ die Katastrophe, die in ihrer Heimat wütete, nicht gleichgültig. Sie reiste für mehrere Wochen ins Zentrum des Geschehens, dorthin, wo der Urwald schon seit Langem der Gier nach seinen Reichtümern zum Opfer fällt, nicht erst seitdem die Amazonasregion wegen der Brände weltweit in die Schlagzeilen geriet. Seit vielen Jahren beuten große Firmen und mächtige Landwirte die Ressourcen des Regenwaldes aus, ohne Rücksicht auf die Umwelt und die indigene Bevölkerung. Nach der Wahl Bolsonaros zum Präsidenten hat sich die Situation weiter zugespitzt. Innerhalb eines Jahres hat sich die Fläche, die der Entwaldung zum Opfer fällt, verdoppelt und liegt jetzt bei 10 000 km² pro Jahr. Die chaotische, überbordende Stadt Altamira ist ein neues Eldorado geworden und zieht Abenteurer unterschiedlichster Couleur an.

Carolina Antares führt uns die ganze Trostlosigkeit dieses geopferten Paradieses vor. In ihren schlichten Aufnahmen zeigt sie aus nächster Nähe die Bäume, die ein Raub der Flammen wurden, Goldschürfer, Bauern, die neue Weideflächen für ihre stetig wachsenden Rinder herden erschließen, aber auch Ureinwohner, denen ihre angestammten Territorien entrissen wurden. Eine Fotoreportage, die Alarm schlägt. Und hinter dem Ungetüm Belo Monte lauert schon das nächste gefräßige Monster des Ultrakapitalismus: Belo Sun, ein Bergbau­projekt, das mindestens so dramatische Folgen haben wird wie die Errichtung des Staudamms.


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In dem von Jair Bolsonaro regierten Brasilien haben es die indigenen Völker schwer, sich Gehör zu verschaffen und ihre angestammten Gebiete im Amazonas becken zu verteidigen. Schon von den Vorgängerregierungen kaum beachtet, hat sich seit dem Amtsantritt Bolsonaros die Situation noch weiter verschlimmert. Hinzu kommt der un­ersättliche Hunger der Industriegiganten, für die das Amazonasgebiet nicht mehr als eine Ansammlung von Ressourcen ist, die zur Plünderung bereitstehen. Hier Abhilfe zu schaffen, ist eine Herkules­aufgabe: Die indigenen Völker stellen nur rund 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes dar und sind in den Kreisen der Macht so gut wie nicht vertreten. Um diesen Zustand zu ändern, haben sich im Januar 2020 knapp 300 Anführer indige­ner Völker im Bundesstaat Mato Grosso im Herzen des Regenwalds versammelt. Sie wissen mittlerweile, dass in einer Zeit, in der die Welt mit Sorge sieht, wie die grüne Lunge des Planeten in Flam­men steht, ihre Existenz akut bedroht ist.

Carl de Souza leitet das Brasilien­-Büro der AFP in Rio de Janeiro. Er hat in England studiert und wurde mit zahl­reichen Preisen ausgezeichnet. Während die ganze Welt gebannt auf eine der „Lungen“ des Planeten starrte, hat er über Monate hinweg den Aufstand der indigenen Bevölkerungsgruppen begleitet, die gegen die Auslöschung ihrer Existenz revoltieren.


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Pedro Pardo begann 1998 seine Laufbahn als Fotograf für lokale Zeitungen. Seit er für die Agence France­Presse tätig ist, berichtete er über zahlreiche Ereignisse von weltweiter Bedeutung. 2019 wurde er beim World Press Photo Award für ein Bild lateinamerikanischer Migranten aus­gezeichnet, die über die Mauer zwischen Mexiko und den USA klettern. Pardo lebt noch immer in seiner Heimat Mexiko und berichtet regelmäßig über dieses geschun­dene Land, das jeden Tag tiefer in der Gewalt versinkt. Seine Fotos wurden vom Magazin Time wiederholt zu den „Bildern des Jahres“ gewählt, und er erhielt mehrere renommierte Preise.

Seine Fotografien enthüllen die Wirklich­keit auf eine schonungslos erschütternde Weise, die uns zum Nachdenken darüber zwingt, in welcher Welt wir leben: Kinder, die zu den Waffen greifen, um ihr Land zu verteidigen, Dorfbewohner, die Milizen gründen, um sich gegen die Drogenkartelle zur Wehr zu setzen, oder die vom Schicksal Vergessenen, die zu Hunderten und Tausenden die Mühen der Auswanderung auf sich nehmen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Nordamerika. „Ich war immer davon überzeugt, dass Journalis­mus die Gesellschaft verändern kann“, so Pardo. Aus dieser Überzeugung schöpft er die Kraft, seinen Beruf weiter auszu­üben. Er will Zeugnis ablegen, wieder und wieder, um uns die menschlichen Tragödien ins Bewusstsein zu rufen, zu denen es führt, wenn Staat und öffentliche Hand den Aufgaben, die ihnen die Bürger übertragen haben, nicht nachkommen.


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Von oben wirken diese Orte im Norden Chiles wie türkis­ oder smaragdfarbene Seen. Doch es sind Sammelbecken für giftige Kupferabfälle, Überreste des dorti­gen Bergbaus. Etwas weiter entfernt, in der Region Tarapacá, liegen die verlassenen Ruinen der Humberstone­-Salpeter­-Werke. 2019 hätte Chile, das seit zehn Jahren unter nicht enden wollender Dürre leidet, die 25. UN­-Klimakonferenz ausrichten sollen; wegen der sozialen Krise und der landesweiten Protestbewegungen musste die Konferenz jedoch nach Madrid verlegt werden. In Chile weiß man mittlerweile, dass dem Land der Kollaps droht, wenn es seine natürlichen Ressourcen weiterhin rücksichtslos ausbeutet.Martin Bernetti leitet den Bilderdienst der AFP in Santiago de Chile. Die letzten 14 Jahre hat er in über zwanzig Ländern gearbeitet und dabei aus Konfliktregionen berichtet, aber auch über Ereignisse der Weltgeschichte, etwa die Geiselnahme in der japanischen Botschaft in Lima 1997 oder die Ölpest am Galapagos­Archipel im Jahr 2000. Diese Ausstellung unter­zieht den Naturraum eines Landes, das sich seines Umwelterbes wohl bewusst ist, einer Bestandsaufnahme. Ein Land, das beschlossen hat, das Eldorado erneuerba­rer Energien zu werden. Diese Revolution wird langwierig und aufwendig werden, und die Zerstörungen der Vergangenheit sind schwer wiedergutzumachen. Doch sie könnte anderen Staaten den Weg ebnen und so auf diesem Kontinent, der eine heil­same ökologische Bewegung so dringend nötig hat, den Stein ins Rollen bringen.


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Madagaskar ist ein Kleinod, umfasst vom Indischen Ozean. Auf dieser Insel, die etwa so groß wie Frankreich ist, findet sich ein beeindruckender Artenreichtum, weshalb hier ökologisch viel auf dem Spiel steht. Zwischen achtzig und neunzig Prozent der hier lebenden Arten sind endemisch. Die außergewöhnliche Schönheit der Insel hat jedoch massive Risse bekommen. Ihre Schätze werden ohne Rücksicht auf Umweltschäden ausgebeutet, und auch die Entwaldung hat verheerende Folgen. Durch das Schlagen von Edelhölzern und durch Buschfeuer hat Madagaskar in den letzten sechzig Jahren fast die Hälfte seines Waldbestandes verloren. Einige unbeug­same Bewohner kämpfen jedoch für den Erhalt ihres bedrohten natürlichen Lebensraumes.

Für die Ethnie der Sakalava sind die Lemuren heilige Tiere. Fünfundneunzig Prozent des Bestandes sind jedoch bedroht. Prinz Tsimanendry, das Ober­haupt der Sakalava, setzt seine ganze Autorität ein, um diese gefährdete Primatenart zu schützen, ebenso wie die Baumarten, die sie zum Überleben brauchen. Im Jahr 2000 stellten die Sakalava einen Antrag auf Einrichtung einer Schutzzone. In der Folge wurde das 20 660 Hektar große Gebiet Antrema, das im Nordwesten der Insel in der Region Boeny liegt, zum Biokulturreservat erklärt.

Einige hundert Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Insel, liegt die Region Analanjirofo, die von anderen Land­schaftsformen und anderen klimatischen Verhältnissen geprägt ist, aber mit denselben Problemen zu kämpfen hat. In dieser tropischen, sehr feuchten Gegend findet sich eine außerordentlich große Artenvielfalt, die allerdings durch fortschreitende Entwaldung dezimiert wird – die Folge illegalen Einschlags von Edelhölzern sowie der Brandrodung ganzer Waldgebiete zur Gewinnung von Reisfeldern. Zahlreiche Familien kämpfen dagegen an, indem sie mithilfe von NGOs Gewürznelken oder fertilisierende Bäume pflanzen, wodurch sie sich auch ein zusätzliches Einkommen verschaffen.

Die deutsche Fotojournalistin und Dokumentarfilmerin Ulla Lohmann ist unter anderem für ihre außergewöhnli­chen Aufnahmen der Vulkane von Vanuatu sowie der indigenen Bevölkerung von Papua­Neuguinea bekannt. Daher überrascht es nicht, dass die Fondation Yves Rocher gerade sie mit dieser Arbeit beauftragt hat. Mit ihren Bildern will Lohmann das Bewusstsein für die Verletzlichkeit unseres Planeten schärfen. Dazu führt sie uns vor Augen, worin seine Schönheit liegt. „Denn mit traurigen oder negativen Bildern“, so die Fotografin, „erreicht man die Menschen nicht.“


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Auf den ersten Blick scheinen die beiden Serien der Fotografin Luisa Dörr, die wir hier präsentieren, kaum etwas gemeinsam zu haben. Auf der einen Seite die Flying Cholitas, bolivianische Frauen, die die ausgesprochen männlichen Codes des Ringkampfes verwenden, um die Emanzipation der Frauen voranzutreiben. Auf der anderen Seite die Falleras aus dem spanischen Valencia, Frauen, die das ganze Jahr über ihre Festkleidung vorbereiten, um sie dann während der Festlichkeiten der Fallas in den Straßen ihrer Stadt vorzuführen. Gleichwohl: „Diese Geschichten erzählen davon, wie in zwei völlig verschiedenen Ländern Frauen versuchen, ihre Traditionen zu bewahren, und dafür kämpfen, dass bestimmte kulturelle und soziale Aspekte der Gesellschaften, in denen sie leben, erhalten bleiben“, so Luisa Dörr. „Diese Frauen bestimmen ihr Leben selbst. Meiner Ansicht nach muss Sexismus von der betroffenen Person angezeigt werden, und nicht von Außenstehenden. Sonst verstricken wir uns immer mehr im Wahn der politischen Korrektheit.

“Die Falleras entdeckte Dörr im spanischen Cambrils. „Ich habe ein wenig geforscht und war sofort begeistert von diesen Frauen, von ihrer Geschichte und ihrer Tradition, aber auch davon, wie heute die verschiedensten Gruppen diese Tradition übernehmen. Ich habe Falleras aus China fotografiert, aus Vietnam und sogar aus Äthiopien.“ Schon bald beschloss sie, diese Frauen zu porträtieren.

Die Serie über die Flying Cholitas ent­stand auf andere Weise: „Als ich einen kurzen Dokumentarfilm über diese Frauen gesehen habe, hat mich ihre Geschichte sofort fasziniert“, berichtet Luisa Dörr. „Weil sie Teil der indigenen Bevölkerung sind, gehörten sie zu den am meisten mar­ginalisierten Gruppen der bolivianischen Gesellschaft. Mit der Zeit konnten sie sich immer mehr Rechte erkämpfen. Auch der Name, Cholitas, ist nicht mehr negativ besetzt, sondern steht für Feminismus. Ringen ist für sie eine kleine Einkommens­quelle, vor allem jedoch Ausdruck ihrer Unabhängigkeit von den Männern, und ihrer Selbstständigkeit jenseits ihrer Rollen als Ehefrauen und Mütter.“ Für diese Serie hat Dörr Techniken der dokumentarischen Fotografie mit dem Genre des in die Land­schaft eingebetteten Porträts vermischt.

Ihre facettenreiche fotografische Hand­schrift und die minutiöse dokumentarische Arbeit, die der Anfertigung der Fotografien jeweils vorausgeht, haben der jungen Brasilianerin 2019 einen World Press Photo Award eingebracht. Luisa Dörr gehört einer neuen Generation von Fotografinnen an, die vor allem Frauen ins Licht der Aufmerk­samkeit rücken. Diese Künstlerinnen porträtieren ihre Zeitgenossinnen, erkunden dabei sowohl die Elendsviertel der Favelas wie auch den Lebensraum des Großbürgertums und respektieren die Frauen stets in ihrer spezifischen Würde. Immer wieder erstaunt Luisa Dörr dabei durch ihren meisterhaften Umgang mit Farbe und Komposition.


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